ALLEGORIE
DER MENSCH ALS MORALISCHES WESEN: TUGEND UND LASTER
Die christliche Morallehre wurde in vielen Bildern dargestellt und verdichtet sich in den
Moralvorstellungen der Kardinaltugenden und Kardinalsünden. Da diese Werte
nicht ohne weiteres vergegenständlicht werden konnten, verschlüsselten sie die
Künstler in allegorischen und symbolischen Darstellungen.
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DIE TUGENDEN |
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Die drei theologischen Tugenden:
- Glaube
(fides)
- Hoffnung
(spes)
- Liebe
(caritas)
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- Glaube
(fides):
Kreuz, Kelch, brennendes Herz, brennende Kerze, Gesetzestafeln, Manna (Brot),
Leuchter, Flamme, Krone, Tiara, Kirchenmodell auf dem Haupt, Sieb (Scheidung des
Wahren vom Falschen), Buch oder Buchrolle (Bibel bzw. Glaubensbekenntnis),
Schild (Glaubensfestigkeit, Dreieck oder Dreifuß (Dreifaltigkeitslehre als
Hauptinhalt des Glaubens), Ring, Schlüssel, Hund (Treue), Blumen in den Händen
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- Hoffnung
(spes):
nach oben, auf die Hand Gottes oder eine dargereichte Krone blickend, Phönix,
Biene oder Bienenkorb, Zweig, Kreuzfahne, Schiff oder Segel, Spaten und Sichel,
Käfig mit Vogel (der auf Befreiung hofft), Pilgerstab, Anker, Kreuz der
Auferstehung, Füllhorn, Kugel, Kompaß
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- Liebe
(caritas):
Kinder stillend an sich drückend, Lamm, flammendes Herz, Brote Schale,
Geldbeutel, Pelikan, Löwin mit Jungen, Baum mit Vögeln, Ofen, strahlendes
Christusmonogramm
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Die vier
Kardinaltugenden
- Tapferkeit
(fortitudo)
- Gerechtigkeit
(iustitia)
- Klugheit
(prudentia)
- Mäßigkeit,
Besonnenheit (temperantia)
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- Tapferkeit
(fortitudo):
Ritter bekleidet mit Ritterrüstung oder mit Löwenfell und Keule des Herkules;
Schwert, Speer, Schild, Zepter, Siegesfahne, dazugeordnet: Löwe, Presse, Amboß,
Säule im Arm
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- Gerechtigkeit
(iustitia):
Waage, Schwert, Liktorenbündel, Adler, Winkelmaß, Krone, Gesetzbuch,
abgeschlagenes Haupt im Schoß, Weltkugel, Palme, Phönix, Vogel Strauß,
Kranich (oft mit Stein in der Kralle, Symbol der Wachsamkeit)
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- Klugheit
(prudentia):
Schlange, Spiegel, Sieb, Fackel, Kopf mit mehreren Gesichtern, Sarg, offener
Sack, aus dem Geldstücke fallen
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- Mäßigkeit,
Besonnenheit (temperantia): reitet oft auf einem Löwen, Kamel oder Elefanten
oder wird dargestellt, wie sie Wein mit Wasser mischt. Attribute: Zügel im
Mund, Sanduhr, Mischgefäß, Totenkopf, Brille, Windmühle, Zirkel, Schwert fest
in der Scheide; ihre Symboltiere: Taube, Elefant, Lamm im Feuer, Fisch
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Weitere Tugenden
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- Geduld
(patientia):
Rind, das sich ein Joch auflegen läßt; Lamm, Papagei,
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- Sanftmut
(mansuetudo):
Lamm
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- Demut
(humilitas):
Taube, Kreuz, Jägernetz mit Sperling, zwei Leitern, Greif, Frau mit demütiger
Gebärde
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- Gehorsam
(oboedientia):
Kamel
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- Beharrlichkeit
(perseverantia):
Krone, Hirsch, Phönix, brütende Henne auf dem Nest
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- Keuschheit
(castitas):
Palme, Phönix, Lilie, nistende Taube, Elefant, Einhorn, Manchmal schläft die Keuschheit auf einem Schwein
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- Eintracht
(concordia):
Ölzweig, zwei Tauben, betende Gestalt vor dem Kreuz Christi
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- Friede
(pax):
siehe Eintracht
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DIE LASTER
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Die sieben Todsünden
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- Hochmut
(superbia):
Anführerin aller Laster, reitet auf einem Löwen oder Pferd. Ihre Symbole: ein
Mann, der kopfüber von einem Pferd oder einem Turm herabstürzt; gekrönte Frau
mit Fledermausflügeln und Pokal und Zepter in den Händen, oft auf einem Löwen
reitend; Kentaur, Adler, Pfau
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- Neid
(invidia):
Frau auf einem Hund reitend, der einen Knochen im Maul trägt, manchmal auch auf
einem Drachen; Symbole: Schlange, Hund, Skorpion, Fledermaus. Im Barock oft auch
Darstellung einer Frau mit entblößten Brüsten, die mit beiden Händen den
eigenen Hals zuschnürt.
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- Völlerei
(gula):
reitet meist auf einem Schwein oder auf einem Fuchs mit Gans im Maul; Symbole: Bär,
Wolf, Schwein, Falke, Rabe, gebratener Hahn. Sie ist oft trinkend oder sich
erbrechend dargestellt
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- Geiz
(avaratia):
Mann oder Frau mit Geldsack (auf dem Herzen oder um den Hals) und Geldtruhe,
reitend auf Kröte, Dachs, Maulwurf, Affe oder Wolf
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- Trägheit
(acedia):
reitet auf einem Esel; ein Mann, der schläft, während die Ochsen vom Pflug
weglaufen; eine Frau, die mit dem Spinnrocken im Arm ruht; ein Vogel Strauß
(mit Kopf im Sand)
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- Zorn (ira): auf
einem Wildschwein oder Bären reitend; ein Mann, der sich mit dem Degen
durchsticht oder sein Kleider zerreißt; eine Frau, die einem Diener einen Fußtritt
gibt; eine Frau, die gegen ihren Mann das Schwert zückt; Mann und Frau, die
sich gegenseitig Schwerter in den Leib stoßen. Attribute: Hund, Eule, Igel,
Fackel. Typus: der Riese Goliath
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- Wollust
(luxuria): meist auf einem Schwein oder Bock reitend, Spiegel und Zepter in der Hand;
Schlange an Brust oder Geschlechtsteilen einer nackten Frau; nackte Frau mit
Schlangen und Würmern auf dem Rücken; Sirene, ihre Fischschwänze in den Händen
haltend; Kuß zwischen Mann und Frau; weitere häufige Attribute: Bock, Schwein,
Affe
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Weitere Laster
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- Unglaube
(infidelitas, idolatria): Mann und Frau vor Götzenbild oder ein Idol tragend; Frau mit
verbundenen Augen
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- Verzweiflung
(desperatio):
Mensch, der sich ersticht oder erhängt
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- Torheit
(stultitia):
halbnackter Narr schwingt eine Keule, beißt auf einen Stein oder wird mit
Steinen beworfen, Mann in Phantasiekleidung mit Federkrone
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- Feigheit
(ignavia):
bewaffneter Mann flieht vor einem Hasen; fliehender Soldat wirft seine Waffen
fort; Typus der Schwäche: Simson im Schoß Delilas
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- Ungerechtigkeit
(iniustitia):
Gewichtsfälscher, Krieger mit Lanze und Schwert; Mordszene
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- Unbeständigkeit
(inconstantia): auf einem Esel reitend; Mönch, der aus dem Kloster flieht; Frau
auf einem Rad balancierend; Attribute: Vogel Strauß, Affe, Krebs
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- Trotz
(contumacia):
Mann zieht das Schwert gegen einen Mönch
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- Zwietracht
(discordia):
zwei streitende oder raufende Menschen, oft als Ehepaar
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