KREUZSYMBOLE
Das
Kreuz ist als Symbol älter als das Quadrat und ebenfalls durch die Vierzahl
gekennzeichnet (Zahlensymbolik). Als zweifache Verbindung diametral
entgegengesetzter Punkte ist es das Sinnbild der Einheit von Extremen (z. B.
Himmel und Erde), der Synthese und des Maßes. In ihm verknüpfen sich Zeit und
Raum. Es ist das universalste Symbol der Mittlung, des Mittlers - lange vor
seiner Verwendung in der christlichen Bildsprache. In dieser gewann es seine
Bedeutung durch den - für das antike Denken überaus anstößigen und
schimpflichen - Kreuzestod Christi. Nur allmählich wurde die widersprüchliche
Vorstellung eines gekreuzigten Gottes durch den tiefen religiösen Sinn des Sühnetodes
überwunden. Auf diesem Hintergrund muß man die frühen und zögernden
Darstellungen des Gekreuzigten sehen.
Die
erste datierte Darstellung des Kreuzes auf einem christlichen Denkmal findet
sich auf einer Inschrift aus Palmyra von 134. Zu den ältesten Darstellungen des
Gekreuzigten (2./3. Jh.) gehören ebenfalls drei Gemmen: ein roter Jaspis aus
Gaza mit einem nackten, stehenden, mit einem Kreuznimbus versehenen Christus,
ein Kornalin mit dem am Kreuz stehenden Christus und zwölf Aposteln, ein
Kornalin mit einem hoch auf einem Suppedaneum stehenden Gekreuzigten, zwölf
Aposteln und einem Lamm. Berühmt wurde das von der Archäologie auf die erste Hälfte
des 3. Jh. datierte Spottkruzifix aus der Pagenschule auf dem Palatin (Museo
Kircheriano, Rom), das einen Gekreuzigten mit einem Eselskopf und einen ihn
Anbetenden nebst der Inschrift zeigt: "Alexamenos verehrt seinen
Gott." In den Katakomben taucht das Kreuzeszeichen selten auf, als
griechisches wie als lateinisches Kreuz. Manchmal ist es durch das T ersetzt,
das der Form des bei der Kreuzigung Jesu verwendeten Kreuzes entspricht. Auch
der häufiger begegnende Anker ist als Kreuzsymbol anzusprechen. Die Sarkophage
des 4./5. Jh. weisen die Tendenz auf, das Kreuz darzustellen, dabei aber den
Gekreuzigten nicht zu zeigen. Doch zeigt dann eine berühmte Elfenbeintafel aus
dem Beginn des 4. Jh. (British Museum London) Christus, wie er sein Kreuz trägt,
und Christus am Kreuz. Ein bedeutsames weiteres Dokument für die Bildgeschichte
des Kruzifixes stellt die dem 6. Jh. angehörende Darstellung auf der Holztür
von S. Sabina, Rom, dar, die Christus am Kreuz zwischen den zwei Übeltätern
vor einer Ziegelmauer zeigt. Der syrische Bildtyp, der sich nun bald auch im
Westen entwickelt, hat die Tendenz zur Symbolisierung (mit den Schächern, den
Soldaten, Sonne und Mond; vgl. Fresko in S. Maria Antiqua, Rom). Die
byzantinische Kunst bleibt bei stärkerem Realismus; doch ist es, wo sie den
Westen beeinflußt, auffallend, daß in Ravenna wie in Rom zwar das Kreuz, aber
möglichst nicht der Gekreuzigte dargestellt werden.
Auf
die weitgehende symbolische Ausdeutung des Kreuzes als Zentrum der neuen Schöpfung,
Lebensbaum, Achse der Welt, Himmelsleiter kann hier nur hingewiesen werden. Da
das Kreuz als Paradies der Erwählten verstanden werden kann, fehlen auch
Darstellungen eines bewohnten Kreuzes nicht. So zeigt ein florentinischer
Holzschnitt von 1491 ein Kreuz zwischen Sternen, auf dessen Armen zwölf kniende
und betende Gläubige dargestellt sind. Das Kreuz mit Marterwerkzeugen, das
Kreuz auf der Weltkugel sind naheliegende Konsequenzen der bereits vorliegenden
Symbolik.
Ein
Kreuz als Attribut erscheint, außer bei Darstellungen Christi und der Kirche
(im Gegenüber zur Synagoge, die die Gesetzestafeln trägt), des guten Schächers
und der hellespontischen Sibylle (die die Kreuzigung Christi vorausgesagt haben
soll), bei den Heiligen Judas Thaddäus, Philippus, Cyriakus v. Jerusalem,
Kaiserin Helena (die das Kreuz Christi wiederfand), Margarete (die mit Hilfe des
Kreuzes einen Drachen besiegte), Paraskeva (Personifikation des Karfreitags),
Wilgefortis (Kümmernis). Ein umgekehrtes Kreuz deutet auf das Martyrium der
Apostel Petrus und Philippus; ein gleichschenkliges griechisches Kreuz auf den
hl. Minias (Miniato) v. Florenz, einen im römischen Heer dienenden armenischen
Prinzen; ein Schrägkreuz auf die
Heiligen Andreas und Eulalia; ein T-Kreuz auf den hl. Antonius d. Gr.; ein
Kardinal- oder Patriarchenkreuz auf
die Heiligen Bonaventura, Claudius, Jakobus d. Ä. (major, als den angeblich
ersten Erzbischof Spaniens), Lorenzo Giustiniani (den ersten Patriarchen
Venedigs); ein Kreuz auf einer Scheibe auf den Propheten Jeremia; ein Kreuz mit
einer Taube auf die hl. Margarete; ein Kreuz, das aus einem Palmbaumstumpf
gehauen wurde, auf den hl. Paphnutius; ein Kreuz in einer Rosengirlande auf die
Heiligen Rosina und Therese von Lisieux.
Häufig
begegnende Kreuzformen:
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Radkreuz
altes
vorchristliches Licht- und Son nensymbol (bei asiatischen Völkern wie
bei Germanen) sowie Symbol des Jahreslaufes und des Lebenslaufes. In der
christlichen Kunst Zeichen der leben- und lichtbringenden Herrschaft des
Christus über die Welt. |
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Griechisches
Kreuz
(latein.
Bezeichnung crux quadrata), bestimmend für den Grundriß vieler
byzantinischer und syrischer Kirchenbauten. |
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Lateinisches
Kreuz, Passionskreuz
(crux
immissa, wörtl. ineinandergefügtes Kreuz), begegnet in der Regel im
Grundriß romanischer und gotischer Kirchen. |
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Andreaskreuz,
Schrägkreuz
(crux
decussata = Zeichen für die Zahl Zehn), ursprünglich Symbol der
gekreuzten Hölzer des Feueropferaltars und diesbezüglich auf
Darstellungen der Opferung Isaaks oder der Witwe zu Zarpath (Sarepta) zu
finden. Der Apostel Andreas soll auf einem Kreuz dieser Form
hingerichtet worden sein. Auch im profanen Bereich weit verbreitet als
Haus-, Gilden- und Grenzzeichen. |
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Taukreuz,
Antoniuskreuz
(nach
dem griech. tau genannten Buchstaben T, crux commissa, wörtl.
aneinandergefügtes Kreuz), Antoniuskreuz: sehr altes (bei Assyrern wie
amerikanischen Völkern) heiliges Zeichen als Sinnbild für den
Mittelpunkt der Welt, einerseits für die alles berührende Sonnenkraft,
andererseits für den aus der Himmelssphäre herabströmenden
fruchtbaren Regen. Auf römischen Soldatenlisten bedeutete (nach Isidor
v.Sevilla) ein (Theta, wohl von Thanatos, Tod) hinter dem Namen, daß
der Betreffende gefallen war, ein T jedoch, daß er lebte. Diesen
positiven Sinn hat das T auch bei Ezech. 9, 4 (der Prophet bezeichnet
auf Gottes Befehl die Stirn der Glaubenstreuen mit einem T) und Offbg.
Joh. 7, 2 f. (Kennzeichnung der Auserwählten durch das Siegel Gottes,
Zeichen der Erlösung). Später gab man den Mönchsstäben oben die Form
eines T; so wurde dieser Tau-Stab zum Attribut des Wüstenvaters
Antonius d. Gr. und zum Zeichen des Mönchsordens der Antoniter. |
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Gabelkreuz,
Schächerkreuz
bei
manchen Kreuzigungsdarstellungen nur für die Schächer, bei anderen
(Astkreuz ) auch für Christus üblich, aber von weit älterer
Symbolbedeutung: es weist auf den Lebensbaum. In diesem Sinne war es
wohl auch die ursprüngliche Form der segnenden Anhauchung des
Taufwassers, die man später als griechisch Psi verstand. |
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Henkelkreuz,
Ägyptisches Kreuz, Koptisches Kreuz
(crux
ansata), ursprünglich die ägyptische Hieroglyphe ankh, Leben; Hinweis
auf die Belebung und Befruchtung der Erde durch den aufgehenden
Sonnenball. Als Zeichen des Lebenswassers häufig auf altägyptischen
Darstellungen zu finden; von den christlichen Ägyptern (Kopten) als
Zeichen der lebenspendenden Kraft des Kreuzes Christi übernommen. |
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Swastika,
"Hakenkreuz"
(crux
gammata, weil aus vier umgekehrten griechischen Haken, gamma,
bestehend), sehr altes Feuer- und Sonnenzeichen, zunächst in Asien,
dann auch bei den Germanen (in Skandinavien = Hammer Thors). Im
Buddhismus Zeichen des Paradiesschlüssels. In der romanischen
Ornamentik verbunden mit der Mäanderlinie, Schutzmittel gegen den
Teufel. Außerdem in zahlreichen Kulturen verbreitetes Symbol für die
Kreisbewegung. Es begegnet in der frühchristlichen Zeit gelegentlich
auf Fresken und Steinplatten als Kreuzsymbol. Wenn es auf einer
romanischen Christusdarstellung auftaucht, ist häufig auch an den
"Schöpfungswirbel" zu denken, um den sich geschaffene
Hierarchien und Ordnungen im Kreis fügen. |
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Ankerkreuz
erinnernd
an die verhüllte Darstellung des Kreuzes in den ersten christlichen
Jahrhunderten. |
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Kleeblattkreuz
symbolisch
als Verbindung von Christuskreuz und Dreifaltigkeitszeichen gedeutet. |
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Krückenkreuz
Vervielfachung
des Tau-Kreuzes, bereits auf Münzen der Merowingerzeit, im 19. und 20.
Jh. als christliches Emblem neu beliebt. |
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Jerusalemer
Kreuz
(vier
kleine Kreuze in den Winkeln eines großen Krückenkreuzes), als Hinweis
auf die fünf Wunden Jesu verstanden. Abzeichen des Ordens der Ritter
vom Heiligen Grabe. |
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Wiederkreuz
Vervielfachung
des lateinischen Kreuzes |
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Lothringer
Kreuz, Patriarchalkreuz
Erzbischöfliches
Kreuz. |
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Weihekreuz
Päpstliches
Kreuz |
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Russisches
Kreuz
Lateinisches
Kreuz mit schräggestelltem Fußbalken, in der Kirche des Ostens
(besonders Rußland) vorwiegend gebräuchlich. |
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Johanniterkreuz,
Malteserkreuz
(Abzeichen
der betreffenden, von ihrem Ursprung zusammengehörigen Orden). Die acht
Spitzen werden auf die acht Seligkeiten gedeutet. (Zahlensymbolik) |
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Gemmenkreuz
Das
Gemmenkreuz (mit Gemmen und
Edelsteinen besetztes Kreuz) erinnert, wo es abgebildet wird
(Apsismosaik S. Pudenziana, Rom) an das mit Edelsteinen bedeckte
Triumphkreuz, das Kaiser Konstantin in Jerusalem errichten ließ. |
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Tatzenkreuz |
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Tolosaner
Kreuz |
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Kolbenkreuz,
Apfelkreuz |
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Kugelkreuz |
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Astkreuz |
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Doppelkreuz |
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Kardinalskreuz |
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Jakobskreuz |
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Hakenkreuz |
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Christusmonogramm |
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Dreifaltigkeitssymbol |
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