I QUATTRO LIBRI DELL'ARCHITETTURA

Von der Verjüngung der Mauern und ihrer Teile

 


MAN SOLLTE beachten, daß die Mauern, je höher sie werden und je mehr sie sich erheben, sich immer mehr verjüngen. Also sollen die Mauern des Erdgeschosses um die Hälfte dünner sein als die der Fundamente und die Mauern des zweiten Geschosses um einen halben Ziegelstein dünner als die des ersten Geschosses, und so soll es bis zum oberen Abschluß des Gebäudes weitergehen. Aber mit Bedacht, damit die obersten Mauern nicht zu dünn werden. Die Mitte der oberen Mauern muß so lotrecht auf die Mitte der unteren fallen, daß die ganze Mauer die Form einer Pyramide einnimmt. Aber wenn man eine Fläche oder Seite einer Mauer ganz gerade auf eine untere setzen will, so darf man dies an der nach innen gewandten Seite tun, weil das Balkenwerk der Böden, die Gewölbe und andere tragenden Teile verhindern, daß die Mauer falle oder sich bewege. Der äußere Rücksprung wird mit einem Band oder einem Gesims bedeckt, das ein Schmuck und ein zusammenfassendes Band des ganzen Gebäudes sein wird.

Die Ecken müssen, da sie an zwei Seiten teil haben, diese gerade halten und zugleich verbinden, äußerst fest sein und von langen und festen Steinen wie mit Armen zusammengehalten werden. Auch sollen die Fenster und Öffnungen so weit wie möglich von den Ecken entfernt werden. Oder man soll wenigstens so viel Abstand zwischen Öffnung und Ecke lassen, wie die Öffnung breit ist.

Nachdem wir nun von den einfachen Mauern gesprochen haben, ist es angebracht, zu ihrem Schmuck fortzuschreiten, von dem ein Gebäude keinen schöneren haben kann, als ihn die Säulen geben, wenn sie an die richtigen Stellen und mit schönen, zum ganzen Gebäude passenden Proportionen gesetzt werden.