I QUATTRO LIBRI DELL'ARCHITETTURA

Von den Entwürfen der Stadthäuser

Abbildung

 

ICH BIN überzeugt, daß jene, die die im folgenden erwähnten Gebäude sehen und die wissen, wie schwierig es ist, einen neuen Brauch - besonders beim Bauen, einem Beruf, in dem jeder glaubt, er wisse seinen Teil - einzuführen, mich als sehr glücklich preisen werden, Edelleute von so noblem und freigebigem Gemüt und ausgezeichnetem Urteil gefunden zu haben, die meinen Argumenten geglaubt haben und die von jener veralteten Art, ohne Anmut und ohne jedwede Schönheit zu bauen, abgewichen sind. Und in Wahrheit kann ich nicht anders, als unserem Gott, wie es sich bei all unseren Handlungen geziemt, so auch hier in höchstem Maße zu danken, hat er mir doch so viel von seiner Güte geschenkt, daß ich viele von jenen Sachen habe anwenden können, die ich mit viel Mühe auf langen Reisen, die ich unternommen habe, und mit fleißigem Studium gelernt habe. Wenn auch einige der gezeigten Gebäude noch nicht ganz fertig sind, so kann man nichtsdestoweniger von dem, was bereits ausgeführt ist, verstehen, wie das vollendete Werk aussehen soll. Ich habe bei einem jeden Bauwerk den Namen des Erbauers und den Ort, an dem es sich befindet, angeführt, damit jeder, der will, sehen kann, wie es in Wirklichkeit geworden ist.

An dieser Stelle sei der Leser gemahnt, daß bei der Anfertigung der genannten Zeichnungen nicht auf den Rang und die Würde besagter Edelleute geachtet wurde, sondern ihre Namen an der Stelle genannt werden, die mir jeweils am geeignetsten schien. Sie sind jedoch alle ehrenwert.

Aber kommen wir jetzt zu den Gebäuden, von denen das hier folgende in Udine, der Hauptstadt Friauls, liegt und das Floriane Antonini, ein Edelmann dieser Stadt, von Grund auf errichtet hat. Die Ordnung des ersten Stockwerks der Fassade ist eine Rustika, die Säulen der Fassade des Eingangs und der unteren Loggia sind von ionischer Ordnung. Die Räume des Erdgeschosses sind gewölbt, die größeren haben eine Gewölbehöhe nach der oben genannten Art der Gewölbe, die bei Räumen benutzt wird, die länger als breit sind. Die oberen Zimmer haben flache Decken und sind größer als die unteren, was durch die Verjüngung oder Verringerung der Mauern bewirkt wird. Die Decke ist so hoch, wie sie breit ist. Über diesen Räumen befinden sich weitere, die als Getreidespeicher dienen können. Der Hauptsaal erreicht mit seiner Höhe das Dach, Die Küche liegt außerhalb des Hauses, ist aber dennoch zweckdienlich angelegt. Die Abtritte befinden sich neben den Treppen, und wenngleich sie im Gebäudekörper selbst liegen, so bewirken sie doch keinerlei üblen Geruch, da sie an Stellen angebracht sind, die weit von der Sonne entfernt liegen, und da einige Luftschächte vom untersten Ende durch die Mauerdicke bis zur Dachspitze hinaufführen.

In Vicenza auf dem Platz, der gemeinhin "Isola" genannt wird, hat Graf Valerie Chiericato, ein Ritter und Edelmann dieser Stadt, nach dem Entwurf, der hier folgt, ein Gebäude errichtet. Es hat in seinem unteren Teil eine vorgebaute Loggia, die die gesamte Fassade einnimmt. Das Niveau des Erdgeschosses liegt ungefähr fünf Fuß über der Erde. Dies geschah sowohl, um dort Keller und andere Räume anzulegen, die zur Benutzbarkeit des Hauses wichtig sind und die man dort, wenn das Kellergeschoß ganz unter der Erde gelegen hätte, nicht hätte unterbringen können, da der Fluß nicht weit von hier entfernt liegt. Dies geschah aber auch deshalb, damit man von den oberen Stockwerken einen schönen Ausblick genießen kann. Die größeren Räume haben Gewölbe, deren Höhe sich nach der ersten Art der Gewölbehöhen bemißt. Die mittelgroßen sind mit Lünettengewölben bedeckt und haben ebensogroße Gewölbe wie die ersten Räume. Die kleinen Räume sind ebenfalls gewölbt und als Halbgeschosse ausgebildet. Alle Gewölbe sind mit Stuckfeldern geschmückt, die von der Hand des Veroneser Bildhauers Bartolomeo Ridolfi stammen, und mit Malereien des Domenico Rizzo und Battista Veneziano, Männern, die in ihrem Beruf einzigartig sind. Der Hauptsaal befindet sich im oberen Teil, in der Mitte der Fassade, und nimmt von der unteren Loggia die Hälfte ein. Er reicht bis ans Dach herauf, und da er etwas nach vorne herausragt, befinden sich unter den Ecken Doppelsäulen. Auf der einen wie auf der anderen Seite dieses Saales liegen zwei Loggien, deren Soffitte oder Decken mit wunderschönen Bildquadraten geschmückt und die schön anzusehen sind. Die erste Ordnung der Fassade ist eine Dorika, die zweite eine lonika.

Es folgt eine Zeichnung eines Teils der Fassade in einem vergrößerten Format.

Die folgenden Zeichnungen zeigen das Haus des Iseppo de' Porti, eines Mitgliedes jener edlen Familie aus dieser genannten Stadt. Dieses Haus geht auf zwei öffentliche Straßen hinaus. Es hat deshalb zwei Eingänge mit jeweils vier Säulen, die oben ein Gewölbe tragen und den darüberliegenden Bereich absichern. Die unteren Räume sind gewölbt. Die Höhe jener Räume, die neben dem Eingang liegen, ist nach der letzten Art der Gewölbehöhen bemessen. Die oberen Zimmer, das heißt die des zweiten Stockwerkes, haben eine flache Decke. Die unteren wie die oberen Räume dieses Gebäudeteils sind mit Malereien und wunderschönem Stuck verziert. Er stammt von der Hand der oben genannten Männer und des ausgezeichneten Malers Paolo Veronese. Der von Säulenumgängen umgebene Hof, zu dem man von den genannten Eingängen durch einen Gang gelangt, wird sechsunddreißigeinhalb Fuß hohe Säulen haben, das heißt, sie sind so hoch, wie das erste und zweite Stockwerk zusammen. Hinter diesen Säulen liegen Pilaster von eindreiviertel Fuß Breite und einem Fuß und zwei Zoll Dicke, die den Fußboden der darüberliegenden Loggia tragen. Dieser Hof unterteilt das ganze Haus in zwei Teile. Der vordere dient dem Herrn sowie den Frauen und Mägden. Der hintere dient zur Unterbringung der Gäste, so daß die Hausbewohner und die Gäste nicht unmittelbar aufeinander Rücksicht nehmen müssen, worauf die Alten und besonders die Griechen achteten. Darüber hinaus dient diese Unterteilung auch für den Fall, daß die Nachkommen des obengenannten Edelmanns ihre eigenen, abgetrennten Wohnräume haben wollen. Ich wollte die Haupttreppen unter den Portikus legen, so daß sie in der Mitte des Hofes zu liegen kämen, damit jene, die sie ersteigen wollen, gleichsam genötigt sind, die schönsten Teile des Gebäudes zu sehen, und damit sie auch, weil sie so in der Mitte liegen, dem einen wie dem anderen Gebäudeteil nützen. Die Keller und ähnliche Räume liegen unter der Erde. Die Ställe befinden sich außerhalb des Gevierts des Baues und haben ihren Eingang unterhalb der Treppe. Von den großformatigen Zeichnungen zeigt die erste einen Teil der Fassade, die zweite einen Teil des Hofes.

Das nachfolgende Gebäude findet man in Verona, und es wurde von dem Grafen Giovanni Battista della Torre, einem Edelmann dieser Stadt, begonnen. Er hat es, vom Tode überrascht, nicht fertigstellen können, wiewohl ein großer Teil davon vollendet war. Man betritt dieses Haus von den Seiten. Dort liegen die zehn Fuß breiten Gänge, durch die man in die Höfe von jeweils fünfzig Fuß Länge gelangt und von diesen in einen offenen Saal, der zur Sicherheit des darüberliegenden Saales vier Säulen hat. Von diesem Saal gelangt man zu den Treppen, die oval und in der Mitte hohl sind. Die besagten Höfe besitzen Gänge oder innen herumgeführte Balkone, die auf derselben Ebene wie die oberen Zimmer liegen. Die anderen Treppen dienen zur größeren Bequemlichkeit des ganzen Hauses. Diese Aufteilung paßt sehr gut zu diesem Ort, der lang und schmal ist und an dessen einer Schmalseite die Hauptstraße vorbeiläuft.

Die folgenden Zeichnungen gehören zu einem Gebäude in Vicenza, das dem Grafen Ottavio de' Thieni gehört und das von dem Grafen Marc' Antonio begonnen wurde. Dieses Haus [43] liegt in der Mitte der Stadt, in der Nähe des Hauptplatzes, weshalb es mir nützlich erschien, auf der zum Hauptplatz hin gelegenen Seite einige Läden einzurichten, muß doch der Architekt an den Vorteil des Erbauers denken, wo immer es sich bei ausreichendem Platz einrichten läßt. Jeder Laden hat über sich einen abgeteilten Raum zum Gebrauch für die Händler, und darüber befinden sich die Räume der Herrschaft. Dieses Haus liegt wie auf einer Insel, da es von vier Straßen umgeben ist. Der Haupteingang, oder sagen wir besser das Haupttor, hat eine vorgebaute Loggia und führt auf die belebteste Straße der Stadt hinaus. Darüber befindet sich der Hauptsaal, der der Loggia gleich vortritt. Zwei weitere Eingänge befinden sich an den Seiten. Diese haben in der Mitte Säulen, die dort nicht so sehr zum Schmuck stehen, sondern vielmehr um den darüberliegenden Raum abzusichern und um die Breite der Höhe anzupassen. Von diesen Eingängen aus betritt man den Hof, der von Loggien umgeben ist. Deren Pfeiler sind im ersten Stockwerk rustiziert, ihre Säulen im zweiten Stockwerk sind von kompositer Ordnung. In den Ecken befinden sich oktogonale Zimmer, die sehr angenehm sind, sei es ihrer Form wegen oder sei es wegen der verschiedenen Zwecke, zu denen man sie gebrauchen kann. Die Zimmer dieses Gebäudes, die jetzt fertig gestellt worden sind, wurden mit herrlichem Stuck von Alessandro Vittoria und Bartolomeo Ridolfi versehen und mit Gemälden der Maler Anseimo Canera und Bernardino India aus Verona ausgeschmückt, die keinem Künstler unserer Zeit nachstehen. Die Keller und ähnliche Räume liegen unter der Erde, da dieses Gebäude an der höchsten Stelle der Stadt liegt, wo also keine Gefahr besteht, daß das Wasser zu Unannehmlichkeiten führt.

Die folgenden, großformatigen Zeichnungen zeigen als erstes einen Teil der Fassade und zum zweiten einen Teil des Hofes des vorgenannten Gebäudes.

In obengenannter Stadt haben auch die Grafen Valmarana, ehrenwerteste Edelleute, zu eigenen Ehren und zum Nutzen und zum Schmuck ihrer Vaterstadt nach den folgenden Entwürfen gebaut. Diesem Gebäude mangelt es nicht an vielen Verzierungen, wie Stuckarbeiten und Malereien. Dieses Haus ist durch den Hof in der Mitte in zwei Teile geteilt, um den herum ein Gang oder Balkon führt, über den man in den vorderen Teil des Hintergebäudes gelangt. Die unteren Zimmer sind gewölbt, die oberen flach gedeckt und so hoch wie breit. Der Garten, der sich an der Stelle vor den Ställen befindet, ist sehr viel größer als hier angegeben. Aber wir haben ihn so klein wiedergeben müssen, da ansonsten das Blatt nicht ausgereicht hätte, um auch noch die Ställe und alle anderen Teile einzutragen. Dies soll zu diesem Gebäude genug sein, da ich, wie in den anderen Zeichnungen auch, die Maßangaben eines jeden Teils angegeben habe.

Die Zeichnung in großem Format stellt die eine Fassadenhälfte dar.

Zu den zahlreichen ehrenwerten vicentinischen Edelleuten zählt auch Monsignor Paolo Almerico, ein Kleriker, der als Referendario zwei Päpsten, nämlich Pius IV. und V., gedient hatte und der für seine wertvollen Verdienste mitsamt seiner Familie zum römischen Bürger ernannt wurde. Dieser Mann, der, nach Ruhm strebend, viele Jahre hindurch gereist war, kam, nachdem schließlich seine ganze Familie gestorben war, in seine Heimatstadt zurück. Er zog zu seiner Erholung auf einen Hügel aus seinem Besitz in der Vorstadt, der vom Zentrum weniger als vier Meilen entfernt war und auf dem er, nach dem hier folgenden Entwurf, ein Gebäude errichten ließ. Dessen Zeichnung erschien mir wegen der Nähe zur Stadt nicht geeignet, sie unter die Villen zu reihen, könnte man doch sogar sagen, sie läge in der Stadt selbst. Die Lage gehört zu den anmutigsten und erfreulichsten, die man finden kann. Das Haus liegt auf einem leicht zu besteigenden Hügel, der auf der einen Seite vom Bacchiglione, einem schiffbaren Fluß, begrenzt wird und der auf der anderen Seite von weiteren lieblichen Hügeln umgeben ist, die wie ein großes Theater wirken und alle bestellt werden, reichlich Früchte sowie ausgezeichnete und gute Weinreben tragen. Da man von jeder Seite wunderschöne Ausblicke genießt, worunter einige die nahe Umgebung erfassen, andere wiederum weiter reichen und wieder andere erst am Horizont enden, so hat man an allen vier Seiten Loggien errichtet, unter denen, wie auch unter dem Hauptsaal, die Räume für den Gebrauch und die Bequemlichkeit des Gesindes liegen. Der Hauptsaal liegt in der Mitte, ist rund und erhält sein Licht von oben. Die Kammern sind Halbgeschosse. Über den großen Räumen, deren Gewölbe so hoch wie nach der ersten Art der Einwölbungen sind und die um den Hauptsaal herumliegen, findet sich ein Umgang von fünfzehneinhalb Fuß Breite. An den äußeren Enden der Postamente, die die Treppen der Loggien stützen, sind Marmorstatuen von der Hand des Bildhauers Lorenzo Vicentino aufgestellt.

Auch Giulio Capra, ein ehrwürdiger Edelmann aus Vicenza, hat eher zum Schmuck seiner Vaterstadt denn zum eigenen Nutzen das zum Bauen notwendige Material beschafft und damit begonnen, einen wunderschönen Bau an der Hauptstraße der Stadt nach folgendem Plan zu errichten. Dieses Haus wird Hof, Loggien, Säle und Zimmer haben, von denen einige groß, andere mittelgroß und wieder andere klein sein werden. Die Form wird schön und abwechslungsreich sein. Und gewiß wird dieser Edelmann ein ehrwürdiges und herrliches Haus besitzen, wie er es seinem edlen Charakter gemäß verdient.

Für den Grafen Montano Barbarano machte ich für ein in seinem Besitz befindliches Grundstück in Vicenza folgenden Entwurf, bei welchem die Anordnung der Räumlichkeiten der einen Seite aufgrund der Beschaffenheit des Ortes für die andere Seite nicht benutzt werden konnte. Nachdem nun dieser Edelmann das angrenzende Grundstück aufgekauft hatte, konnten wir uns derselben Ordnung für beide Seiten bedienen. Wie auf der einen Seite die Ställe und die Räume für die Dienerschaft liegen, wie auf der Zeichnung zu sehen, so auf der anderen Seite die Räume, in denen die Küche und die Zimmer der Frauen und Mägde und Räume für andere Funktionen untergebracht sind. Mit dem Bau wurde inzwischen schon begonnen. Die Fassade wird nach der im folgenden gezeigten Aufrißzeichnung ausgeführt. Nachdem die innere Raumaufteilung soeben festgelegt wurde und nachdem nunmehr bereits die Fundamente gelegt sind, habe ich keine Zeichnung des Grundrisses anfügen können, da ich ihn nicht beizeiten habe in den Holzstock schneiden können, um ihn noch mitzudrucken. Der Gebäudeeingang besitzt einige Säulen, die die Wölbung aus genannten Gründen stützen. An der rechten und an der linken Seite liegt ein Zimmer von eineinhalb Quadro Länge, zwei weitere quadratische Zimmer und zwei Kämmerchen. Gegenüber dem Eingang liegt ein Gang, durch den man in eine Loggia über dem Hof gelangt. Dieser Gang hat beiderseits ein Kämmerchen, die jeweils oben ein Halbgeschoß haben, was für die Haupttreppe günstig ist. Die Gewölbe all jener Zimmer sind einundzwanzigeinhalb Fuß hoch. Der obere Hauptsaal und alle anderen Zimmer sind flach gedeckt. Nur die Kämmerchen haben Gewölbe, die so hoch wie die Decken der Zimmer sind.

Die Säulen der Fassade stehen auf Postamenten und tragen einen umlaufenden Balkon, zu dem man über den Dachboden gelangt. Doch wird die Fassade nicht nach diesem Entwurf, sondern, wie ich schon sagte, nach der großformatigen Zeichnung auf der vorhergehenden Seite ausgeführt.