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DIETER MICHAELSEN - TEXTE

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Dieter Michaelsen: "Über meine Arbeiten"

(Katalogtext anlässlich einer Einzelausstellung im Tilly-Haus in Salzgitter-Bad)


Warum verwendet ein Nichtraucher Streichholzschachteln und Zigarettenpackungen als zentrale Bildgegenstände? 

In der Prager Nationalgalerie hängt eine kleine Collage von Picasso, deren Bildgegenstand eine Streichholzschachtel ist. Ich war mit Schülern dort, und es war keine Zeit, mir die Bildordnung einzuprägen, ein kurzer Blick musste genügen. 

Mich beschäftigt die Frage, warum ein solch alltäglicher und unansehnlicher Gegenstand Bildinhalt werden konnte. Welche Rolle spielt überhaupt der dargestellte Gegenstand für ein Stilleben? Einfacher und klarer als an den großen Bildern, zeigte sich mir, wie Picasso an der Schachtel die kubistische Auffächerung und Entfaltung in der Bildfläche demonstriert. 

Streichholzschachteln und Zigarettenpackungen haben schöne Farben, eine klare, feste Form, auch in der Schrift. Sie geben dem Bild die Kristallisationsmitte, von der aus es sich entwickeln kann. Sie sind schön klein, so dass sich ihre Linien und Formen im Bild auffächern können. Sie sind sehr konkret und ,wirklich‘ und stehen im Kontrast zur Wirklichkeit der Malerei. 

Hinter den Dingen liegen ganze Bezugs- und Bedeutungsfelder. Das DDR-Einwickelpapier z. B. ist im einfachsten Hochdruck hergestellt; eine Verfahrensform, die es bei uns lange nicht mehr gibt. Sie erinnert etwas an gerollte Küchenwände. Ganz anders ist es bei den Gitanes, wo man an Ferien in Frankreich oder an Besuch aus Paris denkt. Hier sind Druck und Gestaltung kostbar und perfekt. Der wundervolle rote Plüsch mit den großen Blumen ruft die Assoziation von Salon und - weil ich den ,Zauberberg‘ gelesen hatte - vom Leben und Denken der Jahrhundertwende wach. 

Collage bringt zusammen, was nicht zusammen ist und sich nicht kennt. 

Ding, Form und Farbe lernen sich kennen im Bild. Der Betrachter gibt nicht das Richtmaß, die Sehweise und die Perspektive, sondern er sucht und beobachtet, erkennt wieder und wird im Unklaren gelassen, weil sich eine Assoziation nicht einstellt. Er muss sich dem Bild öffnen. Es gibt wohl die Einheit des gestalteten Bildes, nicht die der Welt. 

Ich füge die Teile zusammen nach Harmonie, Bewegung, Spannung, dinglicher Konkretheit und assoziativer Wirkung und sehe zu, was passiert. 

Ich liebe die Freiheit des Spiels mit den Dingen und Bildgewichten. Ich suche den Zufall, der das Malen spannend macht und das Neue entstehen lässt. 
  

 
 

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kunstdirekt.net / Peter Eckardt