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BERNWARD ORLOB - TEXTE

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Peiner Allgemeine Zeitung vom 23.10.1999

Bernward Orlobs Bilder entwickeln sich aus Eigendynamik

Apokalyptische Landschaften ohne Botschaft, die froh macht

(Von Susanne Gremmler)


Vechelde/Braunschweig (gre). Die Bilder der Reihe "Apokalyptische Landschaften" fallen auf: Unten am Bildrand winzig kleine, zusammengedrückte Stadtlandschaften. Darüber ein zerstörendes Chaos aus scharfem Metall. Überall blitzen gefährlich kalt und starr blickende Augen heraus. Die Werke des Vechelder Künstlers Bernward Orlob aus seiner jüngsten Reihe strahlen Gewalt und Zerstörung aus. Entstanden sind sie unter dem Eindruck des Balkankrieges.

Querschnitt des Schaffens

Ein Querschnitt des Schaffens von Bernward Orlob ist noch bis zum 5. Dezember im Ausstellungszentrum Hinter Aegidien des Braunschweigischen Landesmuseums zu sehen. Unter der Überschrift "Metamorphosen" werden dort 84 Ölbilder des 1954 in Berlin geborenen Malers gezeigt. Ausgestellt sind Werke aus den verschiedenen, ineinander übergehenden oder parallel nebenherlaufenden Werkphasen: dramatische Wasserwelten, Haie in zerstörter Umwelt, Architekturen, Pflanzen-, Metallstruktur- und Frauenbilder.
Neben der Themenvielfalt fällt die große Bandbreite der Maltechniken auf: Von akribisch fein bis zu expressionistischer Gestik reicht die Art der Darstellung. Die Vorliebe für Gegensätze wie Natur und Technik, geschlossene Räume und großflächige Weiten ebenso wie für dynamisch-fließende Bewegung und statische Ruhe sind Merkmale von Orlobs Kunst. "Er experimentiert gern. Alle Bilder entstehen nicht nach festen Plänen und Ideen, sondern entwickeln sich aus einer Eigendynamik heraus", berichtete der seit 20 Jahren mit Orlob freundschaftlich verbundene Rainer Riemenschneider während der Eröffnungsfeier am Donnerstag Abend. Wasser und Luft sind die vorherrschenden Elemente der Ausstellung. "Gerade sie erscheinen als sehr gefährdet durch die Zerstörung der Umwelt. Die Bilder künden davon", erklärt Riemenschneider.

Kalt und starr blickende Augen

Fast auf allen Bildern sind Augen zu sehen. Kalt und starr blicken sie aus Metallteilen ebenso wie aus Pflanzen. "Die Bilder verkünden keine Botschaft, die froh macht". Interpretieren müsse sie jedoch jeder für sich allein.
Das Ausstellungszentrum Hinter Aegidien in Braunschweig ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Informationen über öffentliche Führungen erteilt das Landesmuseum.
  

 
 

Braunschweiger Zeitung vom 23.10.1999

Bernward Orlob zeigt "Metamorphosen" im Ausstellungszentrum Hinter Aegidien

Blick in die imaginäre Ferne

(Von Harald Hilpert)


Markanter Blickfang gleich zu Beginn der Ausstellung. Ins Auge springt ein wild verschlungenes Chaos aus lianenartigen Schlingpflanzen, Schalengetier, Elefantenzähnen und auch Geierschnäbeln. Ein zähnefletschendes Dickicht, unter dem mit aufreizendem Charme und unergründlichen Augenschlitzen ein sich räkelnder weiblicher Akt geschützt oder erdrückt zu werden scheint. Sinnbildlich steht hier sozusagen die Sehnsucht nach unberührter Natürlichkeit.

Ein "Traum" hat Bernward Orlob dieses großformatige, für seine Ausstellung "Metamorphosen" wohl richtungsweisende Ölbild genannt. Denn gleich daneben hat er drei weitere voluminöse Frauengestalten hinzuplatziert. Provozierend "Angelehnt" an die kalte Bläue des Universums die eine, naiv eine zweite und ganz "In Rot" (feurige Erotik verstrahlend) eine dritte. Alle haben die sehschlitzigen Augen in eine imaginäre Ferne gerichtet. Unheilvoll. Denn Bedrohliches offerieren die restlichen Bilder in unmittelbarer Nachbarschaft. Mit wuchtiger Hektik hingeworfene Linien auf den ersten Blick, die der Künstler schließlich mit Akribie zu metallischen Monstern aufgetürmt hat. Mit subtiler Hintergründigkeit gemalte mörderische Eisenskulpturen, durch deren kühl geschliffene Wölbungen sich martialische Maschinenteile und unverkennbar Kriegsgerät horizontal und vertikal immer wieder ungestüm hindurchzudrängen scheinen. Niederschmetternde Metallgewitter über winzigen dörflichen Häuseransammlungen in "Zartgrau" und, als "Abgrenzung" vor tiefblauer Weite. Und überall sind winzige Augen, die aus diesem detailliert gestalteten Metallgehäcksel die mordsmäßige Fratzenhaftigkeit des Krieges angstvoll zu beobachten scheinen. Durchblicke und Ausblicke auf manchmal auch blutgetränkte "apokalyptische Landschaften", die durch Komplementärkontraste farblich geschickt bestärkt sind. Und dennoch. Durch all die Star-Figther-Sturzflüge, Raketenköpfe und scharfkantigen Jumboschwänze scheint die beabsichtigte Antikriegs-Botschaft gar zu aufdringlich. Die brisante Wucht der Bilder Orlobs bedarf solcher vordergründig aktualisierenden Fingerzeige nicht. Die malerische Handschrift des arbeitswütigen Künstlers sagt das auf virtuose Weise schon zur Genüge aus. Versöhnlicher stimmen da seine exakten Beobachtungen zur schwungvollen Farbigkeit etwa von "Wasserwellen" bis in die kleinsten Spritzigkeiten hinein. Auch die multicoloren Miniaturlandschaften sind ebenso reizvoll wie die bissige Satire etwa des Bildes "Hai-Tech", auf dem es für einen einsamen weißen Hai kein Entrinnen aus dem wild verschlungenen Metallgestänge eines Hafenbeckens zu geben scheint.

Insgesamt eine imposante Werkschau des Malers aus Vechelde. Noch zu sehen im Ausstellungszentrum Hinter Aegidien des Braunschweigischen Landesmuseums bis zum 5. Dezember (dienstags bis sonntags von 10 bis 17, donnerstags bis 20 Uhr).

  

 
 

Braunschweiger Zeitung vom 16.05.2001

Zivilisation lauert hinter der Natur

Bernward Orlob zeigt Stilleben bei Kunst Consult

(Von Harald Hilpert)


Schon von weitem ist die wild geschwungene Blütenpracht der knallroten Amaryllis-Blume zu sehen. Draußen im Schaufenster der Galerie Kunst-Consult und auch drinnen. Bemward Orlob liebt ganz offensichtlich die Natur und hier ganz besonders diese ausladende Blühpracht.
 
Kraftvoller Pinselstrich
 
Neben sattsam bekannten heimischen Blüten ist diese Spezies unter den ausgestellten Exponaten besonders zahlreich vertreten. "Vielleicht, weil sie so lange blüht und der Künstler damit länger Zeit hat, sich da hineinzufinden", versucht eine Ausstellungsbesucherin diese auffallende Häufigkeit zu ergründen.
 
Doch das wäre dann doch zu simpel. Die zum Teil großformatigen Stillleben konzentrieren sich auf eine Vielzahl weiterer Blumen, Pflanzen und Früchte. Allesamt gemalt mit akribischer Liebe zum Detail und kraftvollem Pinselstrich. Wie immer bei diesem Künstler keine vordergründige Wirklichkeitstreue.' Eher sind die augenfällig eigenwilligen Perspektiven sein offensichtliches gestalterisches Anliegen. Widerborstige Raumstrukturen umzingeln dabei die größtenteils exotischen Gewächse. Überall schräggestellte graue Mauerreste und düster beklemmende Betonwände konzentrieren geradezu wuchtig die pflanzlichen Motive und lassen dabei allerdings auch merkwürdige Ausblicke nach draußen zu. Manchmal entdeckt man diese Durchblicke sofort, meist sind sie aber nur bei genauem Hinsehen aufzuspüren. Unter tiefem Blau-Grau des Himmels sind da winzige Städte ausfindig zu machen. Bedrohlich qualmende Fabrikschlote von Industrielandschaften wirken wie Rückblicke in eine andere Zeit.
 
Wo ist der Mensch geblieben? Das fragt man sich sofort. Offenbar nur noch indirekt ist seine Gegenwart in solchen klitzekleinen Miniaturstädten dieser "Natures mortes" aufspürbar. Vielleicht auch durch einen schlichten giftgrünen Plastikeimer, über den sich stachelige Brombeerblätter ranken. Da sind zumindest Reste von menschlichen Arrangierabsichten erahnbar.
 
Bernward Orlob liebt zweifellos das Indirekte: Andeutungen, Anspielungen, obwohl die Inhalte vordergründig realistisch erscheinen.
 
Zerzauste Baumstämme
 
Mit einer gewissen Raffinesse spielt er zur Erhöhung der Farbkraft mit den bekannten Gewichtungen der Komplementärkontraste. Allerdings erreicht er dabei durch den kraftvoll gespachtelten Auftrag der Farbpartikel eine eher aufdringliche Süßlichkeit, die nicht immer gefällig ist. So zum Beispiel bei der blau-orangenen Blüte der Strelitzien oder der Orchideen. Auch der mit Wucht hingeworfene Strich, mit dem der Vechelder Maler die verwelkten Restblüten und die knitterig herunterhängenden Blätter einer vergehenden Amaryllispflanze skizziert, ist typisch für ihn. Besonders in den vielen kleinformatigen Bleistiftzeichnungen kommt das zum Ausdruck Wuchtig von Stürmen zerzauste Baumstämme, deren Äste abgebrochen sind, und an denen keine Blätter mehr wachsen.
 
Auch diese Motive vermischen sich manchmal auf symbolhafte Weise mit zerklüfteten Städten. Die künstlerisch-handwerkliche Präsenz der Exponate ist wieder einmal beeindruckend. Die versteckte philosophisch durchtränke Sinnbildlichkeit wirkt dagegen ausgesprochen bemüht.
 
Zu sehen bei Kunst Consult (Schlegelstraße 12a) bis zum 2. Juni. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 11 bis 13 sowie 15 bis 19 Uhr und samstags 10 bis 14 Uhr.
 

 
 

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kunstdirekt.net / Peter Eckardt